Bisher feierte die GSS den Gedenktag an die Geschwister Scholl immer im Februar.

Am 22.2.1943 wurden die Geschwister Sophie und Hans Scholl und Christoph Probst hingerichtet. Dieses traurige Datum bot immer wieder Anlass, das Thema mit den Schülern zu bearbeiten und in Erinnerung zu rufen, warum unsere Schule diesen Namen trägt. In diesem Jahr  jährte sich der Geburtstag von Sophie Scholl zum 100. Mal. Gleichzeitig hat die Initiative „Kirchheim bewegt“ angeregt, die Gedenkecke im Schulhof der GSS neu zu beleben. Nach vielen Entwürfen, Planungsgesprächen und vielfältigen Kooperationen wurde die Neugestaltung nun pünktlich zum 100. Geburtstag fertig.

Die Eröffnung der neugestalteten Ecke wurde am Montag, den 10.05.21 im Hof der GSS gefeiert, leider aufgrund von Corona wieder nur in einem sehr kleinen Rahmen. Gerne hätten die Schüler daran teilgenommen und so wie in den Jahren davor ihren Mitschülern gelauscht, die für dieses Datum einen kleinen Text vorbereitet hatten. Maurizio Buccolo und Lisa Kaltschmitt aus der Klassenstufe 9 hatten im Rahmen des Geschichtsunterrichts den Lebenslauf von Sophie Scholl zusammengefasst und darin passende Zitate von Sophie Scholl eingearbeitet. „Steh zu den Dingen, an die du glaubst, auch wenn du alleine dort stehst.“ Dieses Zitat fasst Sophie Scholls Haltung der Welt gegenüber sehr gut zusammen. Als sie erkannt hat, dass sie gegen das Unrechtssystem unter Hitler war, war ihr klar, dass sie handeln muss. Als in Klasse 9 dieses Thema im Geschichtsunterricht besprochen wurde, kam natürlich auch die Frage auf: „Ja, aber hat sich denn durch ihr Tun etwas geändert?“ Und: „Wenn sie doch wusste, dass sie eventuell verhaftet wird, warum tut sie es dann?“ Aber auf diese Frage eines Mitschülers antwortete ein Mädchen in tiefer Überzeugung: „Ich würde das genauso machen!“ Genau wegen so einer Äußerung hat ja auch Sophie Scholl und die Weiße Rose etwas erreicht.

„Sie war eine lebenslustige und mutige junge Frau“ so fing Konrektor Stefan Hansen seine kurze Ansprache an. Und Sophie Scholl verstand es, andere von ihrer Idee zu überzeugen. Und das ist es, weshalb dieses Thema Jahr für Jahr mit den Schülern besprochen wird: Daran erinnern, welche Werte unserer Schule wichtig sind. Es geht um Gerechtigkeit, Verantwortung, Freiheit, Menschenwürde und um das eigene Gewissen. Große Begriffe, die natürlich im Unterricht heruntergebrochen werden müssen, damit sie für die Schüler greifbar werden.

Die neue Hofecke wurde nach dem Siegerentwurf eines Berufsschülers der Johannes-Gutenberg-Schule, Bennet Brenzinger, umgestaltet. Sie ist, nach einigen Jahren von einem Zaun begrenzt, nun wieder offen und begehbar und lädt mit drei Sitzbänken auch zum Verweilen ein. Die Zahl drei taucht in diesem Entwurf mehrmals auf, um symbolisch an die drei jungen Studierenden zu erinnern, die am 22. Februar 1943 hingerichtet wurden. Die Hofecke hat drei offene Wege zum Schulhof hin und drei weiße Rosenstöcke erinnern an den Namen der Widerstandsgruppe. Nachdem die Berufsschüler an den Entwürfen gearbeitet hatten, ging es an die Umsetzung. Besonders aktiv war hier Herr Wolfram Scherer, Lehrer an der JGS und aktiv im Verein „Kirchheim bewegt“. Er ist außerdem noch Vater eines Grundschulkindes an der GSS und hat zusammen mit Frau Nicole Düspohl, ebenfalls Mutter eines Grundschulkindes, die ganze Aktion ins Laufen gebracht. Umgesetzt werden konnte das Ganze nur, da die Firma „Garten-und Landschaftsgestaltung Becker“ aus Zuzenhausen mit einer sehr großzügigen Spende das Projekt unterstützte: Zwei Wochen lang waren Auszubildende und Angestellte der Firma mit Baggern und anderem Gerät beschäftigt, zuerst die alte Ecke zu entfernen/aufzulösen und dann die neuen Bänke zu errichten, die Pflanzen zu setzen und den Bodenbelag neu zu legen. Gedacht war zuerst nur an eine Woche, der alte Teich aus Beton erwies sich aber als sehr hartnäckig und nur schwer zu entfernen. Rektorin Sabine Horn bedankte sich daher in ihrer Ansprache sowohl bei den Angestellten, die in diesen zwei Wochen unermüdlich gearbeitet haben, als auch bei der Firma Becker für diese Spende.

Darüber hinaus waren weitere Spenden nötig, da die Stadt Heidelberg das Projekt zwar gerne unterstützt hat, ideell und mit vorhandenem Material, aber leider keine finanziellen Mittel dafür zur Verfügung hatte. So unterstützte die Gärtnerei Jäger aus Kirchheim mit einer weiteren großzügigen Spende das Projekt. Auch der Förderverein der GSS und der Verein „Kirchheim bewegt“ unterstützten dieses Vorhaben finanziell. In den kurzen Ansprachen erinnerte Herr Scherer daran, dass Sophie Scholls Leben auch mit unseren Leben verwoben ist. Sie stammt aus Baden-Württemberg, genauer gesagt aus Forchenberg und Ulm, und bei der Vorbereitung zu dieser kleinen Feier stellte Herr Scherer fest, dass eine Verwandte sehr nah an der Gruppe „Weiße Rose“ war. Der Großvater dieser Verwandten war der Besitzer der Druckmaschine, mit der die Weiße Rose ihre Flugblätter druckte, die ihnen dann zum Verhängnis wurden. So erfuhren wir bei dieser Feier, wie nah die Geschichte uns immer noch ist und dass es immer wieder spannend und wichtig und lehrreich ist, an diese Gruppe zu erinnern.

Wir danken im Namen der Schüler und Lehrer der GSS allen, die diese Neugestaltung initiiert, geplant, vorangebracht und umgesetzt haben! Die neue Hofecke lädt uns und auch die Kirchheimer Bürger dazu ein, das Gedenken an Sophie Scholl und die Weiße Rose wach zu halten.

(Text: F. Reif; Fotos: R. Hoffmann)

 

 

Gedenken an Sophie Scholl anlässlich ihres 100. Geburtstages- Neugestaltung der Gedenkecke an der GSS
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